hibbelig, hubbelig, wibbelig
Kleiner Exkurs
® by hilal
Das Mc Donald´s EINMALEINS. 9 Produkte je 1 Euro. Jeden Tag. Unverbindliche Preiempfehlung. Cheeseburger, Hamburger, Gartensalat mit Balsamico Dressing, Apfeltasche. Das Mc Donlad´s EINMALEINS. 9 Podukte je 1 Euro. Jeden Tag. Unverbindlich…scheiße, zum wievielten Mal habe ich dieses Plakat denn jetzt schon gelesen? Ich sitze im Zug und warte gelangweilt darauf, dass der fette Minutenzeiger der schäbigen, vergilbten Bahnhofsuhr endlich auf die 35 fluppt. Bevor ich jedoch das „Flupp“ höre betritt ein etwas zu klein geratener Mann mit sehr weiblichen Gesichtszügen und einem wunderschönen, pechschwarzen Hund das Abteil und fragt mich höflich ob neben mir noch Platz sei. Ich bejahe, widme aber meinen Blick gleich wieder dem Mc Donald´s Plakat. Das Mc Donald´s EINMALEINS. 9 Pro..Meine Anstrengung das Plakat noch einmal vor Abfahrt komplett zu lesen scheitert an dem nervenden Geräusch des Herren, der verzweifelt mit seinen Fingernägeln am Plastikdeckel seines Kaffeebechers herumkratzt und mich dann fragt: „Wissen Sie zufällich wie mer des komische Ding hier benutzt? Sieht irgendwie aus wie a Schnabeldasse, aber aus dem Alter bin ich ja raus gell“. Sein Lachen ignoriere ich ganz höflich und gebe mein Bestes ihm zu erklären, dass diese Kaffeebecherdeckel neuerdings so gebaut sind, das ein sich Vollschütten fast unmöglicht ist. Man müsse nur den obersten Teil des „Schnabels“ nach hinterklappen und dann seinen Mund an die Öffnung führen und den Becher leicht nach oben heben. Er nickt, lässt ein abfälliges „mh“ von sich und trinkt, schüttet sich aber trotz meiner Schnabeltasseneinführung voll. Mittlerweile ist der Zug schon losgefahren und ich versuche mich an der Winterlandschaft zu erfreuen, die draußen an mir vorbeisaust, werde aber wiederum von dem Herrn unterbrochen, der sich mir nun als der Engel Björn vorstellt. Mh klar, ein Engel mit Hund, der auch noch Fränkisch spricht und aussieht wie ein kleines Mädchen denke ich mir, lasse mir aber nur einen Funken Misstrauen anmerken und frage ihn, warum er denn einen Hund brauche, er sei ja schließlich ein Engel. „Des is die Tschenni übrigens, neja, so a Greatur braucht mer scho als Rentner, ich mein, mer weis ja nie was passiert. Sie wissen ja wies is als Frau, nirgends is mer sicher.“
Wird ja immer besser, jetzt erzählt er mir auch noch er sei Rentner. Der sieht eher aus wie die Lore kurz vor der Einschulung. Ich streichle Jenny ein wenig, ziehe aber meine Hand nach nicht all zu langer Zeit zurück, weil ich mir einbilde die Umrisse eines Feuerschwertes in den Augen des Tieres zu sehen. Ich beschließe mich wieder meiner Lethargie hinzugeben, lehne meinen Kopf an die fettige Fensterscheibe und döse vor mich hin. Nach kurzer Zeit werde ich durch den Satz „Ich hab ja so fürchterliche Diarrhööö, ich sag Ihne weiter nix, da macht des Leben kann Spaß mehr, ne, wirklich net“ aus meiner Traumwelt gerissen und überlege ernsthaft, ob ich mich jetzt über Engelsscheiße unterhalten soll. Ich entscheide mich dagegen (habe etwas Angst über Ausscheidungsorgane sowie sämtliche Exkremente zu sprechen, da mir das irgendwie antichristlich vorkommt), bemerke aber in diesem Moment, dass ich mittlerweile wirklich der Überzeugung bin mit einem, wenn auch nicht wie ein Bilderbuchengel aussehender Engel, im Zug zu sitzen. Fühlt sich schon cool an, der Gedanke, also rufe ich mir vor Augen „Sag Ja, Leben ist was du draus machst“. Steht ja immer in der Freundin oder in der Joy. Berauscht von meinem neuen Lebensgefühl frage ich den Herrn, was er denn genau hier in der Gegend macht. Er antwortet etwas beschämt „Des Bier soll hier doch so gut schmeggn“. Seine Aussage verwundert mich etwas, da ich ihn wegen seines unmissverständlichen Dialekts als Franke eingestuft habe. Als könnte er meine Gedanken hören sagte er „Neja, wissense, ich will ja net auffalln hier. Is scho immer schwierig mit den Ärdenwürmern, wenn die hörn, dass ich a Engel bin. Neja, und ich bin halt dreisprachich aufgewachsen, bin aber nie für die Region Franken eingeteilt worden. Wie der Herr su sei Gschärr sag ich nur, der hats mich ja schließlich beigebracht“. Seine dünnen, blonden Augenbrauen zieht er plötzlich sehr hoch und die tiefblauen Augen strahlen mich an. Mit zufriedenem Gesicht sagt er mir noch, ich solle so ein Vertrauen doch öfter an den Tag legen, dann wäre das Leben wohl schöner.Mh, keine Ahnung, du Moralapostel,denke ich mir. Danach steht er auf, gibt Jenny einen kleinen Tritt mit dem Fuss gegen ihren Hintern, bis diese mit verschlafenem Blick aufsteht, und verlässt das Abteil.
Ich schaue aus dem Fenster, da ich schon wissen möchte ob er denn läuft oder schwebt oder sogar auf seinem Hund davonreitet. Leider sehe ich ihn nicht mehr.
Auf der Suche nach meinem Handy in meiner Tasche entdecke ich eine leere Paracetamol 500 mg Packung. Mist, gegen Abend waren noch 2 Tabletten in der Packung. Langsam schwant mir, dass sich die 1000 mg wohl nicht mit den 5 Glühwein mit Amarettoschuss vertragen haben. Ich schaue von meinem Tascheninhalt auf und bemerke eine ganze Ansammlung entsetzter, belustigter und mitleidiger Gesichter, die mich mit riesigen Augen anstarren und mich wohl für komplett geistesgestört halten.
Ich wechsele zufrieden das Abteil.
...wurde im Genre Kurzgeschichte am 02. Dezember 2008 erstellt  am 02. Dezember 2008

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erli, Di, 2. Dez, 09:13
Danke Hilal...sehr fantasievoll....echt schön zu lesen...macht spaß!

Aber dass die Engel fränkisch redn....des stimmt nicht.
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