hibbelig, hubbelig, wibbelig
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Die Kritische Theorie ist tot
® by jsteblue
Der Tod der Kritischen Theorie wird ausgerufen

In Ahnlehnung an Friedrich Nietzsche - Der tolle Mensch

Der tolle kritisch-rationale Kapitalist

Habt ihr nicht von jenem kritischen Rationalisten gehört, der am hellen Vormittage eine Laterne anzündete, auf den frankfurter Markt lief und unaufhörlich schrie: Ich suche Adorno! Ich suche Marx!
Da dort gerade viele von denen zusammenstanden, welche nicht an Adorno glaubten, so erregte er ein großes Gelächter.
Ist er denn zurück nach Amerika gegangen? sagte der eine. Hat er sich in den Ruinen der Kulturindustrie verlaufen? sagte der andere.
Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist der Marx nach Venezuela gegangen? Ausgewandert? - so schrien und lachten sie durcheinander.

Der Rationalist sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen kritischen Blicken.

Wohin ist Adorno? rief er, ich will es euch sagen!
Wir haben ihn getötet - ihr und ich!
Wir sind seine Mörder! Aber wie haben wir das gemacht?
Wie vermochten wir den universalen Verblendungszusammenhang zu falsifizieren? - Gelächter.
Wer gab uns den Schwamm, das falsche Bewusstsein hinwegzuwischen?
Was taten wir, als wir diese nun reifere Republik von ihren Götzen losketteten? Wohin bewegt sie sich nun?

Wohin bewegen wir uns?
Fort von allen Ideologen?
Forschen wir nicht fortwährend?
Und rückwärts, links, rechts, vorwärts, nach allen Seiten?
Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht durch ein postideologisches Nichts?
Haucht uns nicht der Wohlstand des Kapitals an?
Ist es nicht friedlicher geworden?
Kommt nicht immerfort Vernunft und mehr Wissenschaft?

Müssen nicht naturwissenschaftliche Experimente und Studien am Vormittage durchgeführt werden?
Hören wir noch nichts von dem Lärm der Positiven, welche die Frankfurter begruben?
Riechen wir noch nichts von der neomarxistischen Verwesung? - auch Freudomarxisten verwesen...!
Adorno ist tot! Adorno bleibt tot! Und wir haben ihm unsere nackten Brüste gezeigt...! - Gelächter.
Wie trösten wir uns, die Mörder aller negativen Kleingeisterei?

Das Kritischste und Negativste, was Linke bisher besaßen, es ist unter unsern Wohltaten verblutet - wer wischt dies Blut von uns ab?
Mit welchem Entwurf können wir uns reinigen?
Welches Wissen, welchen Fortschritt werden wir akzeptieren müssen?
War nicht die Kleinlichkeit dieser Theorie zu groß für uns?
Müssen wir nicht selber zu Wissenschaftlern werden, um der Positivität würdig zu erscheinen?

Es gab nie eine kleinlichere Gesellschaftstheorie des „Progressiven“ - und wer nun immer nach uns geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine goßmütigere Zukunft, als alle Vergangenheit bisher war!
Hier schwieg der kritische Rationalist und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, dass sie in Stücke sprang und erlosch. Ich komme zu früh, sagte er dann, ich bin noch nicht an der Zeit.

Dies ungeheure Ereignis ist noch unterwegs und wandert - es ist noch nicht bis zu den Ohren der letzten Ideologen gedrungen. Die Freiheit des Kapitals und die Evolution der Ideen brauchen Zeit, die Reinigung der Köpfe braucht Zeit, Investitionen brauchen Zeit, auch nachdem sie investiert sind, um sich zu entfalten und genossen zu werden! Diese Investition in die Zukunft ist ihnen immer noch ferner als die fernsten Irrtümer - und doch haben sie diesselbe getan!" „Reichtum für Alle jetzt!“ rufen sie. - Man erzählt noch, dass der kritische Rationalist desselbigen Tages in verschiedene geisteswissenschaftliche Tempel eingedrungen sei und darin sein Requiem aeternam Adorno angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gestellt, habe er immer nur dies entgegnet: Was sind denn diese Tempel noch, wenn sie nicht die Gräber und die Grabmäler Adornos und Marxens sind?
...wurde im Genre Nachrichten am 25. Oktober 2018 erstellt , zuletzt verändert von jsteblue am 06. September 2023

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